Marius aus der 8 B war der Schrecken auf dem Schulhof. Wer ihn schon von Weitem sah, ging ihm lieber aus dem Weg. Gerade die jüngeren und schmächtigeren Mitschüler litten unter ihm und seinen Schubs-, Tret- und Rumpöpelattacken. Auch vor den Mädchen machte er nicht halt. Zwar verzichtete er auf Treten und Schubsen, doch dumme Sprüche warf er auch ihnen hinterher. Natürlich wurde Marius tagtäglich umgarnt von einer Horde halbstarker Jungs, die glaubten, Marius würde sie schon vor allem Übel beschützen und fanden alles witzig und besonders originell, was er tat und sagte. Typische Mitläufer eben, die, wenn man sie alleine traf, klein wie Mäuschen waren und ganz schnell in ihrem Loch verschwanden.
Doch das sollte sich bald ändern. Noch ahnte niemand etwas davon. Aber an einem ganz normalen Montag im Juni stand sie in der Tür der Klasse 8 B. Katharina. Sie war mit ihrer Familie von weiter weg her gezogen und sollte nun für die restlichen zwei Schuljahre diese Klasse besuchen. Sie sah unscheinbar und zierlich aus wie sie da stand: die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, ein fröhliches, sommersprossenverziertes Gesicht, ein etwas luftiges T-shirt und eine ausgetragene Jeans. Eben ein Mädchen, wie sie es zu tausenden gab. Auf den ersten Blick nichts besonderes. Doch Marius, der in der letzten Reihe gemütlich und gelangweilt an seinem Platz hing, erkannte sofort ihr Potential. Diese graue Maus war doch eine hervorragende Zielscheibe für neue Sticheleien. Sollte sie doch gleich von Anfang an merken, wer hier der Boss in der Klasse, nein, auf dem ganzen Schulhof war.
Herr Müller wies Katharina ihren Platz in der dritten Reihe zu und setzte seinen Unterricht fort. Katharina saß nun neben Elisa. Elisa war etwas klein für ihr Alter, dummerweise auch noch etwas übergewichtig und trug eine Brille auf der Nase. Wieviele Hänselattacken sie schon ausstehen musste, davon möchte ich gar nicht erst anfangen, man kann es sich sicherlich denken. Nun, Elisa sah zu Katharina hinüber und begrüßte sie mit einem schüchternen Lächeln. Katharina lächelte zurück und versuchte anschließend, dem Unterricht weitesgehend zu folgen, um nicht gleich negativ aufzufallen. Die Stunde ging schnell vorüber und die Pause trat ein. Gleich nachdem Herr Müller aus der Tür verschwunden war, stand Marius von seinem Platz auf und schon glänzten die Augen seiner Mitläuferfreude voller Aufregung, was denn nun wieder tolles passieren würde. Einige zogen verängstigt den Kopf ein oder verschwanden dringend auf Toilette.
Marius, unser Schulhofgangster, nährte sich mit langsamen Schritten Elisa's und Katharina's Tisch. Katharina merkte sofort, das etwas nicht stimmte, denn Elisa wurde bleicher als die Kalkwand des Klassenzimmers und rutschte tief auf ihrem Stuhl herab. Schon war Marius am Tisch angekommen und baute sich bedrohlich daneben auf. Er musterte Katharina von oben nach unten und seine Mitläuferschaft kicherte dazu schadenfroh.
"Gibts was?", fragte Katharina ohne Vorwarnung und ein geräuschvolles Luftschnappen aller erfolgte.
Marius selbst war auch etwas verdattert, schließlich wollte er zuerst etwas ganz ausgeklügeltes sagen.
"Du bist also die Neue!", sagte er schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust. Katharina merkte gleich wie der Hase lief. Dumm war sie nun nicht und konnte auch eins und eins zusammen zählen. Ein kurzer Blick durch die eingeschüchterte Klasse verriet ihr einiges.
"Sag doch nicht "die Neue" zu mir! Kannst ruhig zugeben wenn du vergessen hast wie ich heiße!", entgegnete sie schließlich kokett und ein respektvolles Raunen ging durch die Klasse. Was die sich alles traute!, dachte sich ein jeder und war trotzdem heilfroh, nicht an Katharinas Stelle sein zu müssen. Marius hingegen wurmte es zusehends, dass sich diese Person es wagte, ihm die Stirn zu bieten. Unruhig sah er zwischen seinen Anhängern und dieser frechen Person hin und her und suchte nach einer zu Boden schmetternden Antwort. Als ihm aber nichts mehr einfallen wollte, warf er Katharina nur noch einen bösen Blick zu, gepaart mit einem bedrohlichen Knurren, dann wand er sich ab und stampfte, gefolgt von seinen mitlaufenden Anhängern, aus dem Klassenzimmer. Zurück blieb eine verwunderte und beeindruckte Restklasse.
"Was ist denn mit dem los?", fragte Katharina zu Elisa, welche wärend des ganzen Auftrittes immer tiefer unter ihrem Tisch verschwunden war.
"Das ist Marius - der Schulhofschreck! Niemand wagt es sich, sich mit ihm anzulegen. Er hat schon viele Schüler auf dem Gewissen!", sagte Patrick von der zweiten Reihe.
"Ihm gehst du lieber aus dem Weg, sonst endet es schrecklich für dich!", beriet Elisa außerdem.
Katharina schüttelte verständnislos den Kopf.
"Von so einem Blödi lasst ihr euch unterbuttern? Das ist ja sehr schwach! Habt ihr schon mal versucht ihm Kontra zu geben?"
Die Klasse schüttelte einstimmig den Kopf. Das hatte sich hier noch keiner gewagt.
"Wer weiss, was der sonst mit dir anstellt!", sagte Marie aus der ersten Reihe.
Doch Katharina lachte nur.
"Was soll er schon anstellen! Er ist alleine! Die komischen Affen, die wie Kletten hinter ihm hertrotten, sind doch im Grunde genau solche Schisshasen wie ihr! Habt ihr noch nie von dem Spruch gehört: Wenn die Schwachen sich zusammen tun, sind sie stark?"
Eine nachdenkliche Stille erfüllte den Raum für eine Weile. Irgendwie hatte Katharina ja Recht, das gestanden sich alle heimlich zu. Doch wie sollte das aussehen, ein Aufstand der Schwachen? Nachher würden alle nach und nach vor Angst abspringen und ein Depp bleibt zum Schluss alleine übrig und der wird von Marius ungespitzt in den Boden gerammt. Diese Gefahr wollte dann doch keiner eingehen.
Zwar erkannten alle in Katharina ein gutes Potential zum Kontra geben, doch live dabei sein wollte dann doch keiner!
So vergingen die Tage und Katharina war ein guter Teil der Klasse geworden. Doch für Marius war sie weiterhin ein Dorn im Auge. Vorerst ging er ihr aus dem Weg. Vorerst. Doch in seinem Hinterstübchen tüftelte er sich schon eifrig Pläne aus, wie er es diesem vorlauten Weibsbild so richtig zeigen konnte. Doch Katharina war indes auch nicht ohne. Vorallem mit den Mädchen der Klasse hatte sie sich zusammengetan und war dabei, Gehirnwäsche mit ihnen zu machen. Nur in dem Sinne, dass sie ihnen die alberne Angst vor Marius ausredete und ihnen Mut zur Gegenwehr machte. Irgendwann hatte sie sogar Elisa soweit, dass diese ohne angstvoll zusammen zu sinken auf ihrem Stuhl sitzen bleiben konnte, wenn Marius an ihrem Platz vorbei ging. Doch eines Tages kam er ... der Tag der Tage, der irgendwann einfach kommen musste. Es lies sich quasi gar nicht mehr verhindern. Es war ein Freitag, 4. Stunde, Sportunterricht.
Frau Blumig lies mal wieder lange auf sich warten. So saß die Klasse 8 B in ihren feschen Sportdresses in der Turnhalle herum und harrte der Dinge die da kommen sollten. Plötzlich flog die Tür der Turnhalle auf und herein kam Marius. Er hatte sich natürlich nicht umgezogen. Er trug sogar noch seine Straßenschuhe. Wer wäre er denn, wenn er sich Hemd und Sporthose anziehen würde, geschweige denn Turnschuhe. Er kam sich auch ziemlich cool dabei vor, den Mut zum nicht-umziehen zu haben. Natürlich genoss er die verstörten Blicke seiner Mitschüler. Er war nun wieder der Mittelpunkt allen Geschehens und das war es, was ihm gefiel. Außerdem brachte das, seiner Meinung nach, seine Stärke zum Ausdruck. Er unterstrich seine Stärke und sein Mittelpunkt-dasein noch darin, indem er gerade Katharina einen besonders fiesen Blick zu warf. ER war der Boss hier, ER füchtete weder den Zorn Gottes noch den Zorn von Frau Blumig, wenn sie ihn ohne Sportsachen und in Straßenschuhen erwischte und ER war der Herr der Schwachen. In Katharina hingegen stieg ein seltsam Gefühl hoch. Sie war hin und her gerissen zwischen Wut auf Marius und angestachelter Konterlust. Irgendwann musste diesem Typen doch gezeigt werden, wo hier der Hase lief und was er sich erlauben konnte und was nicht. Als Marius gerade mal wieder dabei war, sich in seiner Anhängerschaft zu ahlen und damit rumzuprotzen, wen er mal wieder so richtig fertig gemacht hatte, wand sich Katharina ihrer Mädelsfront zu und verbreitete eine Flüsterbotschaft von einem Ohr zum anderen und innerhalb von Sekunden hatte es sich wie ein Feuer ausgebreitet. Es war langsam mal Zeit für einen Kampf David gegen Goliath. Katharina war fest entschlossen: Diesmal bekam Marius was er verdiente und es führte kein Weg vorbei. Sofort sprang sie auf und ging ein paar Schritte auf Marius zu.
"Hey! Wenn du wirklich so cool und mutig bist, wie du immer rumprahlst, dann komm und zeig mal was du wirklich drauf hast!", sagte sie laut und es schallte gerade zu durch die Turnhalle.
Alle rundherum geführten Gespräche verstummten mit einem Mal und alle Blicke waren auf Katharina gerichtet. Marius, der gerade dabei war zu berichten, wie er einen viertklässler Kopfüber in die Toilette getaucht hatte, verstummte ebenfalls und drehte sich in die Richtung um, aus der der leichtsinnige Ruf gekommen war. Es wunderte ihn wenig, dass es Katharina war, die es sich wagte, sich auf die Hinterbeine zu stellen. Er kam ihr ebenfalls einen Schritt entgegen.
"Hast du mit mir geredet, du Suppenhuhn?", fragte er und erntete schadenfrohes Gelächter.
"Natürlich mit dir, mit wem denn sonst!", entgegnete Katharina.
Marius konnte es kaum glauben. Mutig war sie ja, die Neue. Das musste er ihr zugestehen. Doch so mutig wie sie schien, so dumm war sie auch. Sich mit so einem wie Marius den Schulhof-King anzulegen ...
Die restliche Klasse war nun aufgestanden und hatte sich in einen Halbkreis um Katharina und Marius gestellt um das Geschehen zu verfolgen. Die beiden standen sich derweil gegenüber und tauschten böse Blicke aus. Die Luft um sie herum brannte vor Spannung. Kaum einer traute sich etwas zu sagen. Prügeleien waren zwar strengstens verboten und Mathilde hätte als Klassensprecherin eigentlich eingreifen müssen, doch sie war ebenfalls ganz gebannt und natürlich auf Katharinas Seite. Dieses Mädchen hatte Power, das war klar! Mit einem kurzen Blick zur Seite versicherte sich Katharina noch einmal, dass alle Mädels mit dem Herzen hinter ihr standen um sie zu unterstützen und die Ehre der Schwächeren aus der Unterdrückung zu befreien.
"Na dann zeig mal was du drauf hast! Mehr als ein Mückenstich wird es wohl nicht werden!", grinste Marius siegessicher. Er ahnte ja nicht, welche Kräfte und Entschlossenheit diese Worte in Katharina auslösten. Ohne auch noch einmal Luft zu holen oder anders zu zögern, machte sie plötzlich einen Sprung in Marius's Richtung und ehe der sich versah oder irgendwie reagieren konnte, war er von der Wucht des Sprunges aus dem Gleichgewicht gebracht und fiel mit Katharina im Arm nach hinten um. Die Arme hatte er nur reflexartig um sie gelegt, das wollte er im Grunde gar nicht. Ein kreischendes Gejole entbrannte sofort in der Turnhalle!
"Los Mädels!", rief Katharina, während sie mit dem sichtlich geschockten und überrumpelten Marius über den Turnhallenboden kullerte. Das liesen sich die Mädels nicht zwei mal sagen! Der scheinbar starke Feind war im Nu bezwungen und neben Katharina stürzten sich nun auch noch sieben andere Mädels kreischend auf den am Boden liegenden und mit vereinten Kräften zwangen sie ihn zu Boden.
Marius war so viel Girlpower weder gewachsen noch hat er sich irgendwie darauf vorbereiten können und so lag er unten und schimpfte und zappelte hilflos. Die Jungs um ihn herum starrten fassungslos auf ihren ehemaligen Anführer, wie er da von einer Horde Mädels übermannt wurde und wehrlos am Boden lag.
"Wirst du jetzt aufhören, uns zu nerven und andere zu terrorisieren?", fragte Katharina den sich weiter am Boden windenden Marius.
"Du träumst wohl, du irre Kuh!", schimpfte Marius gepeinigt und versuchte weiterhin die 16 Hände loszuwerden, die an ihm herumzerrten.
"Erst wenn du versprichst, die Mitschüler auf dem Schulhof und in unserer Klasse in Ruhe zu lassen!", forderte Katharina noch einmal und wies ihre Mädels an, den Druck auf Marius nicht locker zu lassen.
Doch Marius dachte nicht im Traum daran, sich zu ergeben. Katharina dachte kurz nach, dann kam ihr eine Idee. Damals als sie noch etwas jünger war, hatte sie sich oft mit ihrem Cousin gekeilt. Um Süßigkeiten oder eine Wahrheit von ihm zu erpressen hatte es oft gereicht, ihn ein wenig zu kitzeln und unter Kreischen musste er immer nachgeben. Was bei ihrem Cousin klappte, sollte bei Marius nicht fehlschlagen. Sie warf einen kurzen Blick zu ihren Mädels und zwinkerte ihnen zu. Anschließend nutzte sie ihre überlegene und unterstützte Position aus und fing an, ihre Finger unter Marius Arme zu bohren. Augenblicklich fing Marius an zu kreischen! Die Wirkung wurde tatsächlich nicht verfehlt. Ein Ruck ging durch seinen Körper und die Mädels die an ihm dran hingen, hatten beinahe schwierigkeiten, ihn am Boden zu halten. Katharina war vor Freude kaum zu halten und kitzelte wie besessen unter Marius's Armen herum. Die Turnhalle war augenblicklich erfüllt von entsetztem und gezwungenem Lachen und Kreischen. Und es war ein highlight! Noch nie hatte sich jemand etwas derartiges gewagt oder auch nur an so etwas gedacht! Marius wirkte so hilflos und elendig, wie er sich da kreischend wand und drehte. Den restlichen Klassenkameraden standen vor Staunen die Münder offen und auch Katharinas Mitstreiterinnen waren für den Bruchteil einer Sekunde total verblüfft. Doch als sie merkten, wie gut diese Maßnahme anschlug, stiegen sie in diese wirklich fiese Attacke ein. Marius wusste nicht mehr wie ihm geschah, als plötzlich 16 Hände an ihm herumkitzelten. Was für ein Spektakel. Die Jungs und wenigen Mädels die sich nicht mit zur Attacke getraut hatten, standen jolend und anfeuernd um den kitzelnden Haufen herum, unter dem ein völlig verzweifeltes Lachen hervorkam. Von Marius sah man nicht mehr als den hochroten Kopf und ab und an mal ein Arm oder ein Bein. Ansonst sah man nur Arme und Hände von 8 kitzelnden Mädels, die ihr Handwerk sichtlich genossen und ausnutzten. Inzwischen waren Großkotz Marius auch die Schuhe ausgezogen und seine hilflos zappelnden Füße mehreren gemeinen Kitzelattacken ausgesetzt. Sowas hatte die Welt noch nicht gesehen. Marius's hervordringendes Lachen wurde immer hysterischer und ging in verweichlichtes Kreischen und Betteln über. Mit solch einem Angriff hatte selbst er nicht gerechnet, vorallem nicht damit, dass er tatsächlich eine so furchtbare Schwachstelle hatte. Auch die kitzelnden Mädels waren inzwischen von Marius's Lachen angesteckt und so war die Turnhalle erfüllt mit einem ohrenbetäubenden Gekicher, Gelache und Gekreische. Man steigerte sich regelrecht hinein und lies dem armen Kerl kaum noch eine Chance zum Luft holen. Bis Katharina irgendwann zu verstehen gab, dass eine Pause angebracht wäre. Nach und nach hörten die Kitzelhände auf über den wehrlosen Lachsack zu kribbeln und nach und nach kam der völlig erschöpfte Marius zum Vorschein. Er sah fast so aus, als wäre eine Horde Irrer über ihn hergefallen um ihn seiner Kleidung zu berauben. T-shirt und Hose waren verrutscht, die Schuhe lagen irgendwo in der Turnhalle verteilt, er hatte nur noch einen Socken an, der andere lag auch irgendwo achtlos hingeworfen und sein Gesicht war roter als eine überreife Tomate. Er atmete schwer und war fast den Tränen nahe. Nur ob es Lach- oder Weintränen war konnte man auf den ersten Blick nicht genau erkennen.
"Bitte hört auf!", kam irgendwann die zittrige Stimme von Marius.
"Nur wenn du versprichst, uns in Ruhe zu lassen!", forderte Katharina und streifte sich eine ins Gesicht gefallene Haarsträhne hinters Ohr. Der wilde Kitzelkampf hatte auch sie mächtig ins Schwitzen gebracht.
"Ich verspreche es!", wimmerte Marius geschlagen. Schlimm genug, dass er von einer Horde Mädels gebändigt wurde. Aber noch schlimmer war, sich gänzlich vor ihnen zu blamieren und eine außerordentliche Kitzligkeit an den Tag zu legen und noch viel schlimmer war, nun auch noch aufgeben zu müssen. Triumphierendes Gejole und erfreutes Lachen kam von der erfolgreichen Mädelsfront. Sie liesen den erschöpften Marius in Ruhe und standen von ihm auf. Sie umarmten sich und waren stolz wie Oscar, es diesem Tyrann endlich gezeigt zu haben! Plötzlich wurde die unbändige Freude von einer schrillen Trillerpfeife gestört! Frau Blumig war endlich gekommen! Da stand sie in der Turnhallentür, fassungslos und total geschockt. Schließlich lag Marius immer noch halb ausgezogen und zerwühlt am Boden und versuchte wieder Sauerstoff in seine Lungen zu bekommen, während die Horde Mädels fröhlich lachend um ihn herum sprang.
"Was zum Geier ist denn hier los?", fragte Frau Blumig und alles Lachen und Freuen verstummte schlagartig. Alle starrten Frau Blumig an. Und Frau Blumig starrte zurück.
Sie kam schnellen Schrittes angelaufen und besah sich das Schlachtfeld. Als sie genug gesehen und verstanden hatte, wand sie sich den Mädels zu.
"Was sollte denn das hier ergeben?", fragte sie böse.
Keine wagte etwas zu sagen. Betreten sahen sie zu Boden, nur Katharina nicht.
"Wir haben mal gezeigt, wozu wir im Stande sein können!", verkündete sie schamlos.
Frau Blumig sah zwischen den Mädels und den am Boden liegenden Marius hin und her.
"Naja ...!", sagte sie schließlich und lächelte fast.
"Mit soviel Girlpower hast du wohl nicht gerechnet!" Sie reichte Marius die Hand und half ihm wieder auf die Beine. Noch etwas wankend und beschämt schweigend sammelte er humpelnd seinen Socken und seine Schuhe ein, ordnete sich seine Klamotten wieder und verzog sich in die hinterste Ecke der Turnhalle. Ohne Mitläufergevolkschaft. Die waren total begeistert von soviel Mut und Durchsetzungsvermögen und beglückwünschten Katharina und ihren Mädels zum glorreichen Sieg. Schnell brachte Frau Blumig wieder Ruhe mit ihrer Trillerpfeife in die Runde und begann ihren Turnunterricht.
Keiner wusste genau, ob sich Marius an sein Geständnis halten würde. Jedoch lies man ihn für den restlichen Tag in Ruhe und auch er fiel gar nicht mehr auf. Aber ob das schon das Ende der Geschichte sein sollte? - Man wird es sehen ...